Wolff, Christian an Bernoulli, Johann I (1724.11.09)

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Kurzinformationen zum Brief       mehr ...
Autor Wolff, Christian, 1679-1754
Empfänger Bernoulli, Johann I, 1667-1748
Ort Marburg
Datum 1724.11.09
Briefwechsel Bernoulli, Johann I (1667-1748)
Signatur Basel UB, Handschriften. SIGN: L Ia 671, Nr.27*
Fussnote Autographer Auszug von der Hand Joh. I Bernoullis in ZB Zürich, Ms. H 321, p. 85 Auf p.2 sind 4,5 Zeilen gestrichen



File icon.gif Viro Celeberrimo atque Amplissimo

Dn. Joanni Bernoulli

S. P. D.

Christianus Wolfius.

Cum Russorum Monarcha[1] propria manu ad Legatum suum in aula Berolinensi illustrissimum Comitem de Galowki[2] scripserit, ut omnem lapidem moveret, quo me in Russiam traheret; extemplo ad me misit Secretariam Legationis ut, allatis litteris ab illustrissimo Comite[3] atque Archiatro Blumentrostio, mecum coram de hoc negotio ageret. Inter alia facultas mihi data offerendi Filio Tuo[4] easdem conditiones, quas Bülffingero oblatas esse dubio procul jam intellexisti, nimirum munus Professoris Matheseos cum salario annuo 600 Rubelorum, quos vocant, sive 1200 florenorum aut (quod perinde est) 800 imperialium et 250 imperiales in usum itineris. Quodsi statio minus commoda visa fuerit, elapso quinquennio reditus in Germaniam non deneg[a]bitur: ast non ante praestitutum tempus. Si de praesenti commoda videatur, consensum suum declaret Filius Tuus in litteris lingua vel Germanica, vel Gallica exaratis ad File icon.gif Legatum Caesareum, qui Status Administer in aula Russica.[5] Potest iisdem inserere, quae sibi proficua existimabit. Litteras ad me mittat, quas Berolinum deferri curabo.[6] Si elapso quinquennio alterum adde[re] constituerit filius, ipsius quoque salarium facile augebitur. Haec Tibi, Vir Celeberrime, significare debui, ut meo erga Te officio satisfacerem. Vale et fave.

Dabam Marpurgi. d. 9 Novembris A. 1724.

P. S. Aedes ad habitandum commodas[7] quoque inveniet Filius tuus, ut locario non sit opus, una cum sufficienti lignorum et candelarum copia, quae non exiguos Petropoli requirit sumtus.


Fussnoten

  1. Peter der Grosse.
  2. Alexander Gavrilovic Golovkin war von 1711 bis 1727 russischer außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister in Berlin.
  3. Der Brief Alexander Golovkins an Wolff von 1724.10.21 ist abgedruckt in: [Gottsched, Johann Christoph], Historische Lobschrift des weiland hoch- und wohlgebohrnen Herrn, Herrn Christians, des H. R. R. Freyherrn von Wolf ..., Halle (Renger) 1755, Anhang pp.43-44. In seinem Brief an Golovkin von 1724.12.09 (gedruckt in: Kunik, Arist Aristovič (ed.), Briefe von Christian Wolff aus den Jahren 1719-1753. Ein Beitrag zur Geschichte der Kaiserlichen Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg, St. Petersburg 1860, Nr. 17, pp. 33-34) teilt Christian Wolff diesem mit, dass Johann Bernoulli bereit sei, seinen Sohn Daniel als Professor der Mathematik an die Petersburger Akademie gehen zu lassen, was von Golovkin wohl an Laurentius Blumentrost nach Russland weitergemeldet wurde. (Siehe dazu den Eintrag vom 29. Dezember 1724 in Materialy, vol. 1, pp. 73-74). Wolff schreibt in seinem Brief von 1725.01.07 an Blumentrost (gedruckt in Kunik, Arist Aristovič (ed.), Briefe von Christian Wolff aus den Jahren 1719-1753. Ein Beitrag zur Geschichte der Kaiserlichen Academie der Wissenschaften zu St. Petersburg, St. Petersburg 1860, Nr. 18, p. 37), er habe von Golovkin erfahren, dass "Euer HochEdelgeb. auch an den H. Daniel Bernoulli, oder deszen H. Vater nach Basel geschrieben und mir committiret, ihn zu einer begehrigen Resolution zu disponiren". Diesen Auftrag hat Wolff kurzerhand mit seinem Brief von 1725.01.08 an Johann I Bernoulli auch ausgeführt. Der Brief von Laurentius Blumentrost, auf den sich Wolff hier bezieht, war jedoch nicht an Daniel Bernoulli, sondern an seinen Bruder Nicolaus II Bernoulli adressiert. Er wurde diesem von Johann Gabriel Doppelmayr übermittelt. Siehe dazu dessen Brief an Scheuchzer von 1724.12.16. (Freundliche Mitteilung von Dr. Hans Gaab, Fürth). Weder Wolff noch Johann I Bernoulli wussten, dass parallel zu ihren Bemühungen um eine Berufung von Daniel Bernoulli an die Petersburger Akademie noch ein zweiter Vorschlag an den Russischen Hof gelangt war. Die Initiative dazu kam von Christian Goldbach, der dem ebenfalls nach Petersburg berufenen Johann Gabriel Doppelmayr vorschlug, an seiner Stelle Nicolaus II Bernoulli zu empfehlen, was dieser auch tat. Die Berufung von Nicolaus II Bernoulli wurde laut dem Eintrag in Materialy, pp. 60-61 bereits am 03. November 1724 in Petersburg besprochen. Im Auftrag der Russischen Kaiserin Katharina I. sandte Laurentius Blumentrost dann einen entsprechenden Berufungsbrief nach Basel. Dieser Brief von 1724.11.03 war korrekt an Nicolaus II Bernoulli adressiert. Da Johann Bernoulli und Christian Wolff über diese Ereignisse nicht informiert waren, sorgte die scheinbare Verwechslung des Adressaten (Nicolaus II statt Daniel Bernoulli) für Verwirrung. Nach längeren Verhandlungen konnte erreicht werden, dass sowohl Daniel als auch Nicolaus II Bernoulli nach Petersburg berufen wurden.
  4. Gemeint ist hier Daniel Bernoulli.
  5. Alexander Golowkin war seit 1711 auch "status administer", d.h. Kammerherr am russischen Hof.
  6. Es folgen 4,5 entweder von Wolff selbst oder von Johann Bernoulli getilgte Zeilen.
  7. In der Aufbauphase der Akademie von St. Petersburg standen zunächst meist nur Holzhäuser zur Verfügung. Die neu berufenen ledigen Akademiker wurden daher im sogenannten Safirovschen Palais, einem der wenigen Steingebäude in der entstehenden Stadt, untergebracht.


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