1707-09-28 Hermann Jacob-Scheuchzer Johann Jakob: Unterschied zwischen den Versionen

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|Autor=Hermann, Jacob, 1678-1733
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Proximo Mercurii die<ref>Der 28. September 1707 war ein Mittwoch.</ref> septem erunt septimanae ex quo vastam hanc Urbem primum ingressus sum<ref>Laut einem Brief von Giovanni Battista Morgagni an Vittorio Francesco Stancari von 1707.08.13 (abgedruckt bei Mazzone/Roero, ''Diffusion of calculus'', p. 35) war Hermann am 10. August 1707 bereits in Padua. Michelangelo Fardella berichtet in einem Brief von 1707.08.12 an Leibniz (op. cit. p. 35), dass er gestern, also am 11. August 1707, einen Brief von Hermann mit der Nachricht von dessen glücklicher Ankunft in Padua erhalten habe (Hannover NLB, LBr. 258, f. 133). Demnach wäre Hermann am 09. oder 10. August 1707 in Padua angekommen. Die Zeitspanne vom Mittwoch 10. August bis zum Mittwoch 28. September beträgt genau sieben Wochen. Also muss der vorliegende Brief kurz vor dem 28. September 1707 niedergeschrieben worden sein. Wenn Hermann in seinem Brief an Johannes Scheuchzer vom gleichen Tag, also von [http://www.ub.unibas.ch/bernoulli/index.php/1707-09-28_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johannes 1707.09.28] schreibt, es seien seit seiner Ankunft in Padua schon sechs Wochen verstrichen, so lässt sich dies ebenfalls nur verstehen, wenn man annimmt, er habe auch diesen Brief kurz vor dem 28. September niedergeschrieben.
Proximo Mercurii die<ref>Der 28. September 1707 war ein Mittwoch.</ref> septem erunt septimanae ex quo vastam hanc Urbem primum ingressus sum<ref>Laut einem Brief von Giovanni Battista Morgagni an Vittorio Francesco Stancari von 1707.08.13 (abgedruckt bei Mazzone/Roero, ''Diffusion of calculus'', p. 35) war Hermann am 10. August 1707 bereits in Padua. Michelangelo Fardella berichtet in einem Brief von 1707.08.12 an Leibniz (op. cit. p. 35), dass er gestern, also am 11. August 1707, einen Brief von Hermann mit der Nachricht von dessen glücklicher Ankunft in Padua erhalten habe (Hannover NLB, LBr. 258, f. 133). Demnach wäre Hermann am 09. oder 10. August 1707 in Padua angekommen. Die Zeitspanne vom Mittwoch 10. August bis zum Mittwoch 28. September beträgt genau sieben Wochen. Also muss der vorliegende Brief kurz vor dem 28. September 1707 niedergeschrieben worden sein. Wenn Hermann in seinem Brief an Johannes Scheuchzer vom gleichen Tag, also von [[1707-09-28_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johannes|1707.09.28]] schreibt, es seien seit seiner Ankunft in Padua schon sechs Wochen verstrichen, so lässt sich dies ebenfalls nur verstehen, wenn man annimmt, er habe auch diesen Brief kurz vor dem 28. September niedergeschrieben.  
Hermann reiste von Zürich bis Chiavenna in Gesellschaft der beiden Brüder Scheuchzer. Seine Reise nach Padua ist also bis Chiavenna identisch mit der sechsten Alpenreise Johann Jakob Scheuchzers. Diese ist beschrieben in: Scheuchzer, Johann Jakob, ''Ουρεσιφοιτης Helveticus, sive Itinera per Helvetiae alpinas regiones facta annis MDCCII, MDCCIII, MDCCIV, MDCCV, MDCCVI, MDCCVII, MDCCIX, MDCCX, MDCCXI ... in quatuor tomos distincta ...'', vol. 3, Lugduni Batavorum [Leiden] (P. van der Aa) 1723. Dank den dort festgehaltenen Daten und Orten der barometrischen Messungen lässt sich auch Hermanns Itinerar rekonstruieren.
Hermann brach am 15. Juli 1707 mit den Brüdern Scheuchzer in Zürich auf, weilte am 16. Juli in Walenstadt und traf am 17. Juli in Päfers ein. Ausser Jacob Hermann und den Brüdern Johannes und Johann Jakob Scheuchzer befanden sich dort dann auch Johann I Bernoulli, dessen Schwiegervater Daniel Falkner (1646-1711) und vermutlich der Basler Professor Bonifacius Faesch (1651-1713) sowie deren Ehefrauen zur Badekur. Die Gattin von Johannes Scheuchzer, Anna Magdalena Schinz, die Hermann während dieses Aufenthalts gerne kennen gelernt hätte, war bereits im Februar 1707 nach der Geburt ihres ersten Sohnes verstorben (siehe dazu den Brief von [[1707-03-02_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johannes|1707.03.02]]). Hermann weilte bis zum 25. Juli in Pfäfers. Mit den Brüdern Scheuchzer reiste er dann über [https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Ragaz Ragaz], [https://de.wikipedia.org/wiki/Chur Chur], die [https://de.wikipedia.org/wiki/Viamala Via mala], [https://de.wikipedia.org/wiki/Zillis-Reischen Zillis] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Andeer Andeer] weiter, bis die Gesellschaft am 29. Juli in [https://de.wikipedia.org/wiki/Splügen_GR Splügen] eintraf. Am 30. Juli reiste man dann über [https://de.wikipedia.org/wiki/Hinterrhein_GR Hinterrhein], den [https://de.wikipedia.org/wiki/San-Bernardino-Pass San Bernardino Pass] (2065 m) und den Ort [https://de.wikipedia.org/wiki/San_Bernardino_GR San Bernardino] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Mesocco Mesocco]. Von dort bzw. von [https://de.wikipedia.org/wiki/Soazza Soazza] aus stieg man ab dem 31. Juli über einen damals viel begangenen Saumpfad auf den Passo della Forcola (2226 m), um von dort über das [https://de.wikipedia.org/wiki/Val_San_Giacomo Val San Giacomo] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Chiavenna Chiavenna] zu gelangen, wo sich die  Brüder Scheuchzer für ihre Rückreise über das Bergell, das Oberengadin und den Albulapass von Hermann verabschiedeten.</ref> ubi per tres dies commoratus, Venetias me contuli partim ut Excell. Reformatores Salutarem, partim etiam Diplomatis Ducalis obtinendi gratia quod non nisi in Divi Marci Palatio Professoribus exhiberi solet.<ref>Die offizielle Anstellungsurkunde als Professor in Padua wurde Hermann also im Palazzo Ducale zu Venedig überreicht.</ref> Unde per tantum tempus jam his in oris agens citius omnino literas ad Te clare officii ratio, imo et expressa promissio a me exigere videbantur; verum enim vero scias velim nullam aliam ob causam id debitum distulisse quam quod expectare volui donec supellex mea libraria hic appulisset, ac cistulam illam Cel. Vallisnerio<ref>Antonio Vallisneri (1661-1730).</ref> destinatam Possessori reddidissem;<ref>Laut Brief von [[1707-07-06_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johann_Jakob| 1707.07.06]] hatte Hermann aus Basel ein Paket mit seiner Handbibliothek an Johann Jakob Scheuchzer nach Zürich gesandt. Von dort wurde die Sendung offenbar in einer geliehenen Kiste zunächst nach Bergamo und dann an Vallisneri in Padua weitergeleitet.</ref> adde etiam quod nesciverim an, et quando Tiguri omnes reduces sitis. Hoc autem cum ex Cl. Fratris epistola<ref>Dieser Brief von Johannes Scheuchzer an Jacob Hermann ist nicht erhalten.</ref> laetus intellexerim, et ex alia quam Dn. Pestalozza<ref>Die ursprünglich aus Chiavenna stammende Kaufmannsfamilie Pestalozza mit Sitz in Bergamo unterhielt enge Handelsbeziehungen mit Zürich, wo sich ein weiterer Zweig ihrer Familie befand. Siehe Bundi, Martin, [http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7028.php ''Bergamo''], in: e-HLS. Offenbar hatte Hermann sein Gepäck über diese Transportkanäle von Zürich nach Bergamo zur Weiterleitung nach Padua gesandt. Die Pestalozzi gehörten zusammen mit den Orelli und den Holzhalb zu den protestantischen Kaufmannsfamlien, welche das Privileg erhalten hatten, in Bergamo Niederlassungen einzurichten, die sich besonders dem Seidenhandel widmeten. Siehe Blaser, Emil, ''Geschichte der Evangelischen Gemeinde von Bergamo'', in:  Santini, Luigi (ed.), La comunità evangelica di Bergamo, Vicende storiche. Torre Pellice 1960, pp. 137-158.</ref> ad me dedit,<ref>Dieser Brief scheint nicht erhalten zu sein.</ref> certior fiam binas cistas libris meis refertas Bergami<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Bergamo Bergamo].</ref> adventasse ac perconsequens brevi hic affuturas id tempus expectare nolui sed statim hoc ad Te folium dare constitui, ut Tibi notum facerem me totum residuum iter ex animi sententia peregisse; Dnum Gabrieve<ref>Der französische Reisegefährte Gabriève konnte bisher nicht identifiziert werden.</ref> non nisi Malgratum<ref>Der kleine Ort [https://de.wikipedia.org/wiki/Malgrate Malgrate] liegt gegenüber der Provinzhauptstadt Lecco am Ostausläufer des Comer Sees 45 km nordöstlich von Mailand.</ref> usque cum reliquis duobus socium habui, qui eo delatus post duorum circiter dierum moram Mediolanum<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Mailand Mailand].</ref> versus ut puto iter suum est prosequutus, reliquis duobus gallis<ref>Auch diese beiden französischen Reisegefährten von Hermann konnten nicht identifiziert werden.</ref> Bergamum mecum proficiscentibus. Hospitio hic fruor Cel. Abbatis Fardellae<ref>Michelangelo Fardella (1650-1718). </ref> qui mihi impense favet et amat; subtilis est admodum philosophus solidioribus scientiis totus addictus. Dum adhuc Venetiis essem mihi primum Cel. Vallisnerium salutare contigit, qui  [a]<ref>Textverlust wegen Papierschaden.</ref> me statim, quid ageres, quomodo valeres etc. percontatus est in praesentia Illustris Abbatis mei qui Te plurima quoque salute impertitur. Coeterum quoad ad novitates hujus regionis magna est sterilitas quantum ad politicas novas quam literarias.<ref>Hermanns erster Eindruck vom intellektuellen Klima in Padua ist also negativ.</ref> Cel. Gulielmini libellum hic non ita pridem edidit [[File:file_icon.gif|link=http://www.ub.unibas.ch/digi/bez/bernoullibriefe/jpg/bernoulli-jpg/BAU_5_000060016_350.jpg]] ''De Idearum vitiis correctione et Usu ad statuendam et inquirendam Morborum Naturam'',<ref>Guglielmini, Domenico, ''Exercitatio de idearum vitiis correctione et usu ad statuendam et inquirendam morborum naturam'', Patavii [Padua] (G. Corona) 1707.</ref> quem nondum legere vacavit. Prodiit quoque sub ficto nomine Iosephi Donzelini Antonii Filii Cossentini Symposium Medicum sive quaestio convivalis de Usu Mathematum in Arte Medica Venetiis 1707. cujus verum Autorem Cl. Morganium esse rescivi.<ref>Als Autor dieser pseudonymen Schrift gilt Domenico Guglielmini (1655-1710). Er hat sie unter dem Titel ''Josephi Donzelini, Antonii filii Cossentini Symposium medicum sive Quaestio convivalis de usu mathematum in arte medica'', Venetiis (A. Pavini) 1707, veröffentlicht. Laut Maffioli irrt sich Hermann, wenn er dieses Werk Morgagni zuschreibt, da Morgagni sich bloss um die Herausgabe des Büchleins gekümmert hatte. Siehe dazu Maffioli, Cesare S., ''Domenico Guglielmini'', in: Professori a Padova, pp. 519-521.</ref> Pauci quoque dies elapsi sunt quod Cl. Gabrielis Manfredi Opus de Constructione aequationum differentialium primi gradus nitidissimis typis Bononiae impressum<ref>Manfredi, Gabriele, ''De constructione aequationum differentialium primi gradus ...'', Bononiae [Bologna] (C. Pisarri) 1707.</ref> ad manus meas pervenerit: Satis ingeniosum est opus et eruditum Quantum ad me attinet, Lectionem meam inauguralem<ref>Es handelt sich um Hermann, Jacob, ''De matheseos praestantia'' (1707) (= [http://www.ub.unibas.ch/bernoulli/index.php/WerkverzeichnisHermann#Na._104.2C_De_matheseos_praestantia_.281707.29. Na. 104]).</ref> non nisi circa 25.<sup>tum</sup> Novembris habere potero cum feriae adhuc ad tertium aut quartum ejusdem Mensis usque perdurent. Plura quae scribam non suppetu[nt] quapropter hisce vale et ama porro Celeberrimi Nominis Tui Cultorem perpetuum I. Hermannum
 
Patavii 28 7bris 1707.
 
Lectiss.<sup>mam</sup> thori Sociam<ref>Susanna Vogel (1670-1738) war seit 1697 Gattin von Johan Jakob Scheuchzer.</ref> cum Sorore<ref>Wessen Schwester hier gemeint ist, ist unklar.</ref> millies quaeso a me saluta.
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Proximo Mercurii die<ref>Der 28. September 1707 war ein Mittwoch.</ref> septem erunt septimanae ex quo vastam hanc Urbem primum ingressus sum<ref>Laut einem Brief von Giovanni Battista Morgagni an Vittorio Francesco Stancari von 1707.08.13 (abgedruckt bei Mazzone/Roero, ''Diffusion of calculus'', p. 35) war Hermann am 10. August 1707 bereits in Padua. Michelangelo Fardella berichtet in einem Brief von 1707.08.12 an Leibniz (op. cit. p. 35), dass er gestern, also am 11. August 1707, einen Brief von Hermann mit der Nachricht von dessen glücklicher Ankunft in Padua erhalten habe (Hannover NLB, LBr. 258, f. 133). Demnach wäre Hermann am 09. oder 10. August 1707 in Padua angekommen. Die Zeitspanne vom Mittwoch 10. August bis zum Mittwoch 28. September beträgt genau sieben Wochen. Also muss der vorliegende Brief kurz vor dem 28. September 1707 niedergeschrieben worden sein. Wenn Hermann in seinem Brief an Johannes Scheuchzer vom gleichen Tag, also von [http://www.ub.unibas.ch/bernoulli/index.php/1707-09-28_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johannes 1707.09.28] schreibt, es seien seit seiner Ankunft in Padua schon sechs Wochen verstrichen, so lässt sich dies ebenfalls nur verstehen, wenn man annimmt, er habe auch diesen Brief kurz vor dem 28. September niedergeschrieben.  
Hermann reiste von Zürich bis Chiavenna in Gesellschaft der beiden Brüder Scheuchzer. Seine Reise nach Padua ist also bis Chiavenna identisch mit der sechsten Alpenreise Johann Jakob Scheuchzers. Diese ist beschrieben in: Scheuchzer, Johann Jakob, ''Ουρεσιφοιτης Helveticus, sive Itinera per Helvetiae alpinas regiones facta annis MDCCII, MDCCIII, MDCCIV, MDCCV, MDCCVI, MDCCVII, MDCCIX, MDCCX, MDCCXI ... in quatuor tomos distincta ...'', vol. 3, Lugduni Batavorum [Leiden] (P. van der Aa) 1723. Dank den dort festgehaltenen Daten und Orten der barometrischen Messungen lässt sich auch Hermanns Itinerar rekonstruieren.
Hermann reiste von Zürich bis Chiavenna in Gesellschaft der beiden Brüder Scheuchzer. Seine Reise nach Padua ist also bis Chiavenna identisch mit der sechsten Alpenreise Johann Jakob Scheuchzers. Diese ist beschrieben in: Scheuchzer, Johann Jakob, ''Ουρεσιφοιτης Helveticus, sive Itinera per Helvetiae alpinas regiones facta annis MDCCII, MDCCIII, MDCCIV, MDCCV, MDCCVI, MDCCVII, MDCCIX, MDCCX, MDCCXI ... in quatuor tomos distincta ...'', vol. 3, Lugduni Batavorum [Leiden] (P. van der Aa) 1723. Dank den dort festgehaltenen Daten und Orten der barometrischen Messungen lässt sich auch Hermanns Itinerar rekonstruieren.
Hermann brach am 15. Juli 1707 mit den Brüdern Scheuchzer in Zürich auf, weilte am 16. Juli in Walenstadt und traf am 17. Juli in Päfers ein. Ausser Jacob Hermann und den Brüdern Johannes und Johann Jakob Scheuchzer befanden sich dort dann auch Johann I Bernoulli, dessen Schwiegervater Daniel Falkner (1646-1711) und vermutlich der Basler Professor Bonifacius Faesch (1651-1713) sowie deren Ehefrauen zur Badekur. Die Gattin von Johannes Scheuchzer, Anna Magdalena Schinz, die Hermann während dieses Aufenthalts gerne kennen gelernt hätte, war bereits im Februar 1707 nach der Geburt ihres ersten Sohnes verstorben (siehe dazu den Brief von [[1707-03-02_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johannes|1707.03.02]]). Hermann weilte bis zum 25. Juli in Pfäfers. Mit den Brüdern Scheuchzer reiste er dann über [https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Ragaz Ragaz], [https://de.wikipedia.org/wiki/Chur Chur], die [https://de.wikipedia.org/wiki/Viamala Via mala], [https://de.wikipedia.org/wiki/Zillis-Reischen Zillis] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Andeer Andeer] weiter, bis die Gesellschaft am 29. Juli in [https://de.wikipedia.org/wiki/Splügen_GR Splügen] eintraf. Am 30. Juli reiste man dann über [https://de.wikipedia.org/wiki/Hinterrhein_GR Hinterrhein], den [https://de.wikipedia.org/wiki/San-Bernardino-Pass San Bernardino Pass] (2065 m) und den Ort [https://de.wikipedia.org/wiki/San_Bernardino_GR San Bernardino] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Mesocco Mesocco]. Von dort bzw. von [https://de.wikipedia.org/wiki/Soazza Soazza] aus stieg man ab dem 31. Juli über einen damals viel begangenen Saumpfad auf den Passo della Forcola (2226 m), um von dort über das [https://de.wikipedia.org/wiki/Val_San_Giacomo Val San Giacomo] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Chiavenna Chiavenna] zu gelangen, wo sich die  Brüder Scheuchzer für ihre Rückreise über das Bergell, das Oberengadin und den Albulapass von Hermann verabschiedeten.</ref> ubi per tres dies commoratus, Venetias me contuli partim ut Excell. Reformatores Salutarem, partim etiam Diplomatis Ducalis obtinendi gratia quod non nisi in Divi Marci Palatio Professoribus exhiberi solet.<ref>Die offizielle Anstellungsurkunde als Professor in Padua wurde Hermann also im Palazzo Ducale zu Venedig überreicht.</ref> Unde per tantum tempus jam his in oris agens citius omnino literas ad Te clare officii ratio, imo et expressa promissio a me exigere videbantur; verum enim vero scias velim nullam aliam ob causam id debitum distulisse quam quod expectare volui donec supellex mea libraria hic appulisset, ac cistulam illam Cel. Vallisnerio<ref>Antonio Vallisneri (1661-1730).</ref> destinatam Possessori reddidissem;<ref>Laut Brief von [[1707-07-06_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johann_Jakob| 1707.07.06]] hatte Hermann aus Basel ein Paket mit seiner Handbibliothek an Johann Jakob Scheuchzer nach Zürich gesandt. Von dort wurde die Sendung offenbar in einer geliehenen Kiste zunächst nach Bergamo und dann an Vallisneri in Padua weitergeleitet.</ref> adde etiam quod nesciverim an, et quando Tiguri omnes reduces sitis. Hoc autem cum ex Cl. Fratris epistola<ref>Dieser Brief von Johannes Scheuchzer an Jacob Hermann ist nicht erhalten.</ref> laetus intellexerim, et ex alia quam Dn. Pestalozza<ref>Die ursprünglich aus Chiavenna stammende Kaufmannsfamilie Pestalozza mit Sitz in Bergamo unterhielt enge Handelsbeziehungen mit Zürich, wo sich ein weiterer Zweig ihrer Familie befand. Siehe Bundi, Martin, [http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7028.php ''Bergamo''], in: e-HLS. Offenbar hatte Hermann sein Gepäck über diese Transportkanäle von Zürich nach Bergamo zur Weiterleitung nach Padua gesandt. Die Pestalozzi gehörten zusammen mit den Orelli und den Holzhalb zu den protestantischen Kaufmannsfamlien, welche das Privileg erhalten hatten, in Bergamo Niederlassungen einzurichten, die sich besonders dem Seidenhandel widmeten. Siehe Blaser, Emil, ''Geschichte der Evangelischen Gemeinde von Bergamo'', in:  Santini, Luigi (ed.), La comunità evangelica di Bergamo, Vicende storiche. Torre Pellice 1960, pp. 137-158.</ref> ad me dedit,<ref>Dieser Brief scheint nicht erhalten zu sein.</ref> certior fiam binas cistas libris meis refertas Bergami<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Bergamo Bergamo].</ref> adventasse ac perconsequens brevi hic affuturas id tempus expectare nolui sed statim hoc ad Te folium dare constitui, ut Tibi notum facerem me totum residuum iter ex animi sententia peregisse; Dnum Gabrieve<ref>Der französische Reisegefährte Gabriève konnte bisher nicht identifiziert werden.</ref> non nisi Malgratum<ref>Der kleine Ort [https://de.wikipedia.org/wiki/Malgrate Malgrate] liegt gegenüber der Provinzhauptstadt Lecco am Ostausläufer des Comer Sees 45 km nordöstlich von Mailand.</ref> usque cum reliquis duobus socium habui, qui eo delatus post duorum circiter dierum moram Mediolanum<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Mailand Mailand].</ref> versus ut puto iter suum est prosequutus, reliquis duobus gallis<ref>Auch diese beiden französischen Reisegefährten von Hermann konnten nicht identifiziert werden.</ref> Bergamum mecum proficiscentibus. Hospitio hic fruor Cel. Abbatis Fardellae<ref>Michelangelo Fardella (1650-1718). </ref> qui mihi impense favet et amat; subtilis est admodum philosophus solidioribus scientiis totus addictus. Dum adhuc Venetiis essem mihi primum Cel. Vallisnerium salutare contigit, qui  [a]<ref>Textverlust wegen Papierschaden.</ref> me statim, quid ageres, quomodo valeres etc. percontatus est in praesentia Illustris Abbatis mei qui Te plurima quoque salute impertitur. Coeterum quoad ad novitates hujus regionis magna est sterilitas quantum ad politicas novas quam literarias.<ref>Hermanns erster Eindruck vom intellektuellen Klima in Padua ist also negativ.</ref> Cel. Gulielmini libellum hic non ita pridem edidit [[File:file_icon.gif|link=http://www.ub.unibas.ch/digi/bez/bernoullibriefe/jpg/bernoulli-jpg/BAU_5_000060016_350.jpg]] ''De Idearum vitiis correctione et Usu ad statuendam et inquirendam Morborum Naturam'',<ref>Guglielmini, Domenico, ''Exercitatio de idearum vitiis correctione et usu ad statuendam et inquirendam morborum naturam'', Patavii [Padua] (G. Corona) 1707.</ref> quem nondum legere vacavit. Prodiit quoque sub ficto nomine Iosephi Donzelini Antonii Filii Cossentini Symposium Medicum sive quaestio convivalis de Usu Mathematum in Arte Medica Venetiis 1707. cujus verum Autorem Cl. Morganium esse rescivi.<ref>Als Autor dieser pseudonymen Schrift gilt Domenico Guglielmini (1655-1710). Er hat sie unter dem Titel ''Josephi Donzelini, Antonii filii Cossentini Symposium medicum sive Quaestio convivalis de usu mathematum in arte medica'', Venetiis (A. Pavini) 1707, veröffentlicht. Laut Maffioli irrt sich Hermann, wenn er dieses Werk Morgagni zuschreibt, da Morgagni sich bloss um die Herausgabe des Büchleins gekümmert hatte. Siehe dazu Maffioli, Cesare S., ''Domenico Guglielmini'', in: Professori a Padova, pp. 519-521.</ref> Pauci quoque dies elapsi sunt quod Cl. Gabrielis Manfredi Opus de Constructione aequationum differentialium primi gradus nitidissimis typis Bononiae impressum<ref>Manfredi, Gabriele, ''De constructione aequationum differentialium primi gradus ...'', Bononiae [Bologna] (C. Pisarri) 1707.</ref> ad manus meas pervenerit: Satis ingeniosum est opus et eruditum Quantum ad me attinet, Lectionem meam inauguralem<ref>Es handelt sich um Hermann, Jacob, ''De matheseos praestantia'' (1707) (= [http://www.ub.unibas.ch/bernoulli/index.php/WerkverzeichnisHermann#Na._104.2C_De_matheseos_praestantia_.281707.29. Na. 104]).</ref> non nisi circa 25.<sup>tum</sup> Novembris habere potero cum feriae adhuc ad tertium aut quartum ejusdem Mensis usque perdurent. Plura quae scribam non suppetu[nt] quapropter hisce vale et ama porro Celeberrimi Nominis Tui Cultorem perpetuum I. Hermannum  
Hermann brach am 15. Juli 1707 mit den Brüdern Scheuchzer in Zürich auf, weilte am 16. Juli in Walenstadt und traf am 17. Juli in Päfers ein. Ausser Jacob Hermann und den Brüdern Johannes und Johann Jakob Scheuchzer befanden sich dort dann auch Johann I Bernoulli, dessen Schwiegervater Daniel Falkner (1646-1711) und vermutlich der Basler Professor Bonifacius Faesch (1651-1713) sowie deren Ehefrauen zur Badekur. Die Gattin von Johannes Scheuchzer, Anna Magdalena Schinz, die Hermann während dieses Aufenthalts gerne kennen gelernt hätte, war bereits im Februar 1707 nach der Geburt ihres ersten Sohnes verstorben (siehe dazu den Brief von [[1707-03-02_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johannes|1707.03.02]]). Hermann weilte bis zum 25. Juli in Pfäfers. Mit den Brüdern Scheuchzer reiste er dann über [https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Ragaz Ragaz], [https://de.wikipedia.org/wiki/Chur Chur], die [https://de.wikipedia.org/wiki/Viamala Via mala], [https://de.wikipedia.org/wiki/Zillis-Reischen Zillis] und [https://de.wikipedia.org/wiki/Andeer Andeer] weiter, bis die Gesellschaft am 29. Juli in [https://de.wikipedia.org/wiki/Splügen_GR Splügen] eintraf. Am 30. Juli reiste man dann über [https://de.wikipedia.org/wiki/Hinterrhein_GR Hinterrhein], den [https://de.wikipedia.org/wiki/San-Bernardino-Pass San Bernardino Pass] (2065 m) und den Ort [https://de.wikipedia.org/wiki/San_Bernardino_GR San Bernardino] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Mesocco Mesocco]. Von dort bzw. von [https://de.wikipedia.org/wiki/Soazza Soazza] aus stieg man ab dem 31. Juli über einen damals viel begangenen Saumpfad auf den Passo della Forcola (2226 m), um von dort über das [https://de.wikipedia.org/wiki/Val_San_Giacomo Val San Giacomo] nach [https://de.wikipedia.org/wiki/Chiavenna Chiavenna] zu gelangen, wo sich die  Brüder Scheuchzer für ihre Rückreise über das Bergell, das Oberengadin und den Albulapass von Hermann verabschiedeten.</ref> ubi per tres dies commoratus, Venetias me contuli partim ut Excell. Reformatores Salutarem, partim etiam Diplomatis Ducalis obtinendi gratia quod non nisi in Divi Marci Palatio Professoribus exhiberi solet.<ref>Die offizielle Anstellungsurkunde als Professor in Padua wurde Hermann also im Palazzo Ducale zu Venedig überreicht.</ref> Unde per tantum tempus jam his in oris agens citius omnino literas ad Te clare officii ratio, imo et expressa promissio a me exigere videbantur; verum enim vero scias velim nullam aliam ob causam id debitum distulisse quam quod expectare volui donec supellex mea libraria hic appulisset, ac cistulam illam Cel. Vallisnerio<ref>Antonio Vallisneri (1661-1730).</ref> destinatam Possessori reddidissem;<ref>Laut Brief von [[1707-07-06_Hermann_Jacob-Scheuchzer_Johann_Jakob| 1707.07.06]] hatte Hermann aus Basel ein Paket mit seiner Handbibliothek an Johann Jakob Scheuchzer nach Zürich gesandt. Von dort wurde die Sendung offenbar in einer geliehenen Kiste zunächst nach Bergamo und dann an Vallisneri in Padua weitergeleitet.</ref> adde etiam quod nesciverim an, et quando Tiguri omnes reduces sitis. Hoc autem cum ex Cl. Fratris epistola<ref>Dieser Brief von Johannes Scheuchzer an Jacob Hermann ist nicht erhalten.</ref> laetus intellexerim, et ex alia quam Dn. Pestalozza<ref>Die ursprünglich aus Chiavenna stammende Kaufmannsfamilie Pestalozza mit Sitz in Bergamo unterhielt enge Handelsbeziehungen mit Zürich, wo sich ein weiterer Zweig ihrer Familie befand. Siehe Bundi, Martin, [http://www.hls-dhs-dss.ch/textes/d/D7028.php ''Bergamo''], in: e-HLS. Offenbar hatte Hermann sein Gepäck über diese Transportkanäle von Zürich nach Bergamo zur Weiterleitung nach Padua gesandt. Die Pestalozzi gehörten zusammen mit den Orelli und den Holzhalb zu den protestantischen Kaufmannsfamlien, welche das Privileg erhalten hatten, in Bergamo Niederlassungen einzurichten, die sich besonders dem Seidenhandel widmeten. Siehe Blaser, Emil, ''Geschichte der Evangelischen Gemeinde von Bergamo'', in:  Santini, Luigi (ed.), La comunità evangelica di Bergamo, Vicende storiche. Torre Pellice 1960, pp. 137-158.</ref> ad me dedit,<ref>Dieser Brief scheint nicht erhalten zu sein.</ref> certior fiam binas cistas libris meis refertas Bergami<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Bergamo Bergamo].</ref> adventasse ac perconsequens brevi hic affuturas id tempus expectare nolui sed statim hoc ad Te folium dare constitui, ut Tibi notum facerem me totum residuum iter ex animi sententia peregisse; Dnum Gabrieve<ref>Der französische Reisegefährte Gabriève konnte bisher nicht identifiziert werden.</ref> non nisi Malgratum<ref>Der kleine Ort [https://de.wikipedia.org/wiki/Malgrate Malgrate] liegt gegenüber der Provinzhauptstadt Lecco am Ostausläufer des Comer Sees 45 km nordöstlich von Mailand.</ref> usque cum reliquis duobus socium habui, qui eo delatus post duorum circiter dierum moram Mediolanum<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Mailand Mailand].</ref> versus ut puto iter suum est prosequutus, reliquis duobus gallis<ref>Auch diese beiden französischen Reisegefährten von Hermann konnten nicht identifiziert werden.</ref> Bergamum mecum proficiscentibus. Hospitio hic fruor Cel. Abbatis Fardellae<ref>Michelangelo Fardella (1650-1718). </ref> qui mihi impense favet et amat; subtilis est admodum philosophus solidioribus scientiis totus addictus. Dum adhuc Venetiis essem mihi primum Cel. Vallisnerium salutare contigit, qui  [a]<ref>Textverlust wegen Papierschaden.</ref> me statim, quid ageres, quomodo valeres etc. percontatus est in praesentia Illustris Abbatis mei qui Te plurima quoque salute impertitur. Coeterum quoad ad novitates hujus regionis magna est sterilitas quantum ad politicas novas quam literarias.<ref>Hermanns erster Eindruck vom intellektuellen Klima in Padua ist also negativ.</ref> Cel. Gulielmini libellum hic non ita pridem edidit [[File:file_icon.gif|link=http://www.ub.unibas.ch/digi/bez/bernoullibriefe/jpg/bernoulli-jpg/BAU_5_000060016_350.jpg]] ''De Idearum vitiis correctione et Usu ad statuendam et inquirendam Morborum Naturam'',<ref>Guglielmini, Domenico, ''Exercitatio de idearum vitiis correctione et usu ad statuendam et inquirendam morborum naturam'', Patavii [Padua] (G. Corona) 1707.</ref> quem nondum legere vacavit. Prodiit quoque sub ficto nomine Iosephi Donzelini Antonii Filii Cossentini Symposium Medicum sive quaestio convivalis de Usu Mathematum in Arte Medica Venetiis 1707. cujus verum Autorem Cl. Morganium esse rescivi.<ref>Als Autor dieser pseudonymen Schrift gilt Domenico Guglielmini (1655-1710). Er hat sie unter dem Titel ''Josephi Donzelini, Antonii filii Cossentini Symposium medicum sive Quaestio convivalis de usu mathematum in arte medica'', Venetiis (A. Pavini) 1707, veröffentlicht. Laut Maffioli irrt sich Hermann, wenn er dieses Werk Morgagni zuschreibt, da Morgagni sich bloss um die Herausgabe des Büchleins gekümmert hatte. Siehe dazu Maffioli, Cesare S., ''Domenico Guglielmini'', in: Professori a Padova, pp. 519-521.</ref> Pauci quoque dies elapsi sunt quod Cl. Gabrielis Manfredi Opus de Constructione aequationum differentialium primi gradus nitidissimis typis Bononiae impressum<ref>Manfredi, Gabriele, ''De constructione aequationum differentialium primi gradus ...'', Bononiae [Bologna] (C. Pisarri) 1707.</ref> ad manus meas pervenerit: Satis ingeniosum est opus et eruditum Quantum ad me attinet, Lectionem meam inauguralem<ref>Es handelt sich um Hermann, Jacob, ''De matheseos praestantia'' (1707) (= [http://www.ub.unibas.ch/bernoulli/index.php/WerkverzeichnisHermann#Na._104.2C_De_matheseos_praestantia_.281707.29. Na. 104]).</ref> non nisi circa 25.<sup>tum</sup> Novembris habere potero cum feriae adhuc ad tertium aut quartum ejusdem Mensis usque perdurent. Plura quae scribam non suppetu[nt] quapropter hisce vale et ama porro Celeberrimi Nominis Tui Cultorem perpetuum I. Hermannum  

Aktuelle Version vom 7. Februar 2017, 11:00 Uhr


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Kurzinformationen zum Brief       mehr ...
Autor Hermann, Jacob, 1678-1733
Empfänger Scheuchzer, Johann Jakob, 1672-1733
Ort Padua
Datum 1707.09.28
Briefwechsel Hermann, Jacob (1678-1733)
Signatur ZB Zürich. SIGN: Ms H 318, pp.349-350
Fussnote



File icon.gif Vir Clariss.me Fautor et Amice honoratissime

Proximo Mercurii die[1] septem erunt septimanae ex quo vastam hanc Urbem primum ingressus sum[2] ubi per tres dies commoratus, Venetias me contuli partim ut Excell. Reformatores Salutarem, partim etiam Diplomatis Ducalis obtinendi gratia quod non nisi in Divi Marci Palatio Professoribus exhiberi solet.[3] Unde per tantum tempus jam his in oris agens citius omnino literas ad Te clare officii ratio, imo et expressa promissio a me exigere videbantur; verum enim vero scias velim nullam aliam ob causam id debitum distulisse quam quod expectare volui donec supellex mea libraria hic appulisset, ac cistulam illam Cel. Vallisnerio[4] destinatam Possessori reddidissem;[5] adde etiam quod nesciverim an, et quando Tiguri omnes reduces sitis. Hoc autem cum ex Cl. Fratris epistola[6] laetus intellexerim, et ex alia quam Dn. Pestalozza[7] ad me dedit,[8] certior fiam binas cistas libris meis refertas Bergami[9] adventasse ac perconsequens brevi hic affuturas id tempus expectare nolui sed statim hoc ad Te folium dare constitui, ut Tibi notum facerem me totum residuum iter ex animi sententia peregisse; Dnum Gabrieve[10] non nisi Malgratum[11] usque cum reliquis duobus socium habui, qui eo delatus post duorum circiter dierum moram Mediolanum[12] versus ut puto iter suum est prosequutus, reliquis duobus gallis[13] Bergamum mecum proficiscentibus. Hospitio hic fruor Cel. Abbatis Fardellae[14] qui mihi impense favet et amat; subtilis est admodum philosophus solidioribus scientiis totus addictus. Dum adhuc Venetiis essem mihi primum Cel. Vallisnerium salutare contigit, qui [a][15] me statim, quid ageres, quomodo valeres etc. percontatus est in praesentia Illustris Abbatis mei qui Te plurima quoque salute impertitur. Coeterum quoad ad novitates hujus regionis magna est sterilitas quantum ad politicas novas quam literarias.[16] Cel. Gulielmini libellum hic non ita pridem edidit File icon.gif De Idearum vitiis correctione et Usu ad statuendam et inquirendam Morborum Naturam,[17] quem nondum legere vacavit. Prodiit quoque sub ficto nomine Iosephi Donzelini Antonii Filii Cossentini Symposium Medicum sive quaestio convivalis de Usu Mathematum in Arte Medica Venetiis 1707. cujus verum Autorem Cl. Morganium esse rescivi.[18] Pauci quoque dies elapsi sunt quod Cl. Gabrielis Manfredi Opus de Constructione aequationum differentialium primi gradus nitidissimis typis Bononiae impressum[19] ad manus meas pervenerit: Satis ingeniosum est opus et eruditum Quantum ad me attinet, Lectionem meam inauguralem[20] non nisi circa 25.tum Novembris habere potero cum feriae adhuc ad tertium aut quartum ejusdem Mensis usque perdurent. Plura quae scribam non suppetu[nt] quapropter hisce vale et ama porro Celeberrimi Nominis Tui Cultorem perpetuum I. Hermannum

Patavii 28 7bris 1707.

Lectiss.mam thori Sociam[21] cum Sorore[22] millies quaeso a me saluta.


Fussnoten

  1. Der 28. September 1707 war ein Mittwoch.
  2. Laut einem Brief von Giovanni Battista Morgagni an Vittorio Francesco Stancari von 1707.08.13 (abgedruckt bei Mazzone/Roero, Diffusion of calculus, p. 35) war Hermann am 10. August 1707 bereits in Padua. Michelangelo Fardella berichtet in einem Brief von 1707.08.12 an Leibniz (op. cit. p. 35), dass er gestern, also am 11. August 1707, einen Brief von Hermann mit der Nachricht von dessen glücklicher Ankunft in Padua erhalten habe (Hannover NLB, LBr. 258, f. 133). Demnach wäre Hermann am 09. oder 10. August 1707 in Padua angekommen. Die Zeitspanne vom Mittwoch 10. August bis zum Mittwoch 28. September beträgt genau sieben Wochen. Also muss der vorliegende Brief kurz vor dem 28. September 1707 niedergeschrieben worden sein. Wenn Hermann in seinem Brief an Johannes Scheuchzer vom gleichen Tag, also von 1707.09.28 schreibt, es seien seit seiner Ankunft in Padua schon sechs Wochen verstrichen, so lässt sich dies ebenfalls nur verstehen, wenn man annimmt, er habe auch diesen Brief kurz vor dem 28. September niedergeschrieben. Hermann reiste von Zürich bis Chiavenna in Gesellschaft der beiden Brüder Scheuchzer. Seine Reise nach Padua ist also bis Chiavenna identisch mit der sechsten Alpenreise Johann Jakob Scheuchzers. Diese ist beschrieben in: Scheuchzer, Johann Jakob, Ουρεσιφοιτης Helveticus, sive Itinera per Helvetiae alpinas regiones facta annis MDCCII, MDCCIII, MDCCIV, MDCCV, MDCCVI, MDCCVII, MDCCIX, MDCCX, MDCCXI ... in quatuor tomos distincta ..., vol. 3, Lugduni Batavorum [Leiden] (P. van der Aa) 1723. Dank den dort festgehaltenen Daten und Orten der barometrischen Messungen lässt sich auch Hermanns Itinerar rekonstruieren. Hermann brach am 15. Juli 1707 mit den Brüdern Scheuchzer in Zürich auf, weilte am 16. Juli in Walenstadt und traf am 17. Juli in Päfers ein. Ausser Jacob Hermann und den Brüdern Johannes und Johann Jakob Scheuchzer befanden sich dort dann auch Johann I Bernoulli, dessen Schwiegervater Daniel Falkner (1646-1711) und vermutlich der Basler Professor Bonifacius Faesch (1651-1713) sowie deren Ehefrauen zur Badekur. Die Gattin von Johannes Scheuchzer, Anna Magdalena Schinz, die Hermann während dieses Aufenthalts gerne kennen gelernt hätte, war bereits im Februar 1707 nach der Geburt ihres ersten Sohnes verstorben (siehe dazu den Brief von 1707.03.02). Hermann weilte bis zum 25. Juli in Pfäfers. Mit den Brüdern Scheuchzer reiste er dann über Ragaz, Chur, die Via mala, Zillis und Andeer weiter, bis die Gesellschaft am 29. Juli in Splügen eintraf. Am 30. Juli reiste man dann über Hinterrhein, den San Bernardino Pass (2065 m) und den Ort San Bernardino nach Mesocco. Von dort bzw. von Soazza aus stieg man ab dem 31. Juli über einen damals viel begangenen Saumpfad auf den Passo della Forcola (2226 m), um von dort über das Val San Giacomo nach Chiavenna zu gelangen, wo sich die Brüder Scheuchzer für ihre Rückreise über das Bergell, das Oberengadin und den Albulapass von Hermann verabschiedeten.
  3. Die offizielle Anstellungsurkunde als Professor in Padua wurde Hermann also im Palazzo Ducale zu Venedig überreicht.
  4. Antonio Vallisneri (1661-1730).
  5. Laut Brief von 1707.07.06 hatte Hermann aus Basel ein Paket mit seiner Handbibliothek an Johann Jakob Scheuchzer nach Zürich gesandt. Von dort wurde die Sendung offenbar in einer geliehenen Kiste zunächst nach Bergamo und dann an Vallisneri in Padua weitergeleitet.
  6. Dieser Brief von Johannes Scheuchzer an Jacob Hermann ist nicht erhalten.
  7. Die ursprünglich aus Chiavenna stammende Kaufmannsfamilie Pestalozza mit Sitz in Bergamo unterhielt enge Handelsbeziehungen mit Zürich, wo sich ein weiterer Zweig ihrer Familie befand. Siehe Bundi, Martin, Bergamo, in: e-HLS. Offenbar hatte Hermann sein Gepäck über diese Transportkanäle von Zürich nach Bergamo zur Weiterleitung nach Padua gesandt. Die Pestalozzi gehörten zusammen mit den Orelli und den Holzhalb zu den protestantischen Kaufmannsfamlien, welche das Privileg erhalten hatten, in Bergamo Niederlassungen einzurichten, die sich besonders dem Seidenhandel widmeten. Siehe Blaser, Emil, Geschichte der Evangelischen Gemeinde von Bergamo, in: Santini, Luigi (ed.), La comunità evangelica di Bergamo, Vicende storiche. Torre Pellice 1960, pp. 137-158.
  8. Dieser Brief scheint nicht erhalten zu sein.
  9. Bergamo.
  10. Der französische Reisegefährte Gabriève konnte bisher nicht identifiziert werden.
  11. Der kleine Ort Malgrate liegt gegenüber der Provinzhauptstadt Lecco am Ostausläufer des Comer Sees 45 km nordöstlich von Mailand.
  12. Mailand.
  13. Auch diese beiden französischen Reisegefährten von Hermann konnten nicht identifiziert werden.
  14. Michelangelo Fardella (1650-1718).
  15. Textverlust wegen Papierschaden.
  16. Hermanns erster Eindruck vom intellektuellen Klima in Padua ist also negativ.
  17. Guglielmini, Domenico, Exercitatio de idearum vitiis correctione et usu ad statuendam et inquirendam morborum naturam, Patavii [Padua] (G. Corona) 1707.
  18. Als Autor dieser pseudonymen Schrift gilt Domenico Guglielmini (1655-1710). Er hat sie unter dem Titel Josephi Donzelini, Antonii filii Cossentini Symposium medicum sive Quaestio convivalis de usu mathematum in arte medica, Venetiis (A. Pavini) 1707, veröffentlicht. Laut Maffioli irrt sich Hermann, wenn er dieses Werk Morgagni zuschreibt, da Morgagni sich bloss um die Herausgabe des Büchleins gekümmert hatte. Siehe dazu Maffioli, Cesare S., Domenico Guglielmini, in: Professori a Padova, pp. 519-521.
  19. Manfredi, Gabriele, De constructione aequationum differentialium primi gradus ..., Bononiae [Bologna] (C. Pisarri) 1707.
  20. Es handelt sich um Hermann, Jacob, De matheseos praestantia (1707) (= Na. 104).
  21. Susanna Vogel (1670-1738) war seit 1697 Gattin von Johan Jakob Scheuchzer.
  22. Wessen Schwester hier gemeint ist, ist unklar.


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