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Die Edition der Bernoulli-Briefwechsel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits Johann I Bernoulli war zu Lebzeiten von Briefpartnern gedrängt worden, ausgewählte Korrespondenzen zu edieren, insbesondere um Fragen der Priorität wissenschaftlicher Entdeckungen entscheiden zu können. Als einzige Korrespondenz veröffentlichte er | Die Edition der Bernoulli-Briefwechsel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits Johann I Bernoulli war zu Lebzeiten von Briefpartnern gedrängt worden, ausgewählte Korrespondenzen zu edieren, insbesondere um Fragen der Priorität wissenschaftlicher Entdeckungen entscheiden zu können. Als einzige Korrespondenz veröffentlichte er 1745 sein Commercium epistolicum mit Leibniz in zwei Bänden. Der grösste Teil seines Briefnachlasses fiel nach seinem Tod 1748 an seinen Sohn Johann II Bernoulli. Dieser übernahm auch Teile des Nachlasses von Daniel Bernoulli. Nach Johann II Bernoullis Tod im Jahr 1790 erbte dessen Sohn Johann III (1744-1807) den Briefnachlass seines Vaters und damit auch den seines Grossvaters Johann I und seines Onkels Daniel Bernoulli. Als Johann III Bernoulli sich aus finanziellen Gründen ausser Stande sah, diesen Briefnachlass zu edieren, verkaufte er die Handschriften in einer ersten Tranche 1797 an die Akademie der Wissenschaften in Stockholm und in einer zweiten Tranche 1799 an die herzogliche Bibliothek in Gotha. Es ist das grosse Verdienst von Otto Spiess, beide Teile dieses umfangreichen Nachlasses in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgefunden und dessen Ankäufe für die Universitätsbibliothek Basel vermittelt zu haben. | ||
Ab 1935 bereitete Otto Spiess an der Vorbereitung einer Edition der gesammelten Werke und Briefwechsel der Mathematiker Bernoulli, wobei er der Edition der Briefe Priorität einräumte. Dementsprechend publizierte Spiess 1955 als ersten Band der Bernoulli-Edition einen Briefband. Die Nachfolger von Spiess verlagerten danach den Schwerpunkt auf die Edition der Werke, so dass bis heute der grösste Teil der Korrespondenzen noch unpubliziert ist. | Ab 1935 bereitete Otto Spiess an der Vorbereitung einer Edition der gesammelten Werke und Briefwechsel der Mathematiker Bernoulli, wobei er der Edition der Briefe Priorität einräumte. Dementsprechend publizierte Spiess 1955 als ersten Band der Bernoulli-Edition einen Briefband. Die Nachfolger von Spiess verlagerten danach den Schwerpunkt auf die Edition der Werke, so dass bis heute der grösste Teil der Korrespondenzen noch unpubliziert ist. | ||
Als Grundlage der Editionsplanung wurde 1997 bis 2003 von Fritz Nagel in Basel das elektronisches Inventar der Bernoulli-Briefwechsel (BIBB) erstellt. Es enthält die Metadaten sämtlicher bekannten Bernoulli-Briefe, d. h. Angaben zu Autor, Adressat, Datum, Abfassungsort, Sprache, Art der Vorlage, physischem Zustand, weiteren Fassungen, Druckfassungen etc. Zu einigen Briefen findet sich eine kurze Inhaltsangabe. Zusätzlich sind die meisten in den Briefen erwähnten Personen mit ihren Lebensdaten angegeben. Dieses Inventar, das ursprünglich als Grundlage einer Auswahledition in gedruckten Bänden dienen sollte, war nun Grundlage der vorliegenden ‹Elektronischen Edition der Bernoulli-Briefwechsel›. Sie wurde ab 2007 von Fritz Nagel in Zusammenarbeit mit Sulamith Gehr sowie mit Mitarbeitern der Universitätsbibliothek unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds erarbeitet. Die Edition wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt und inzwischen am Bernoulli-Euler-Zentrum der Universität Basel, das administrativ der Universitätsbibliothek Basel angeschlossen ist, weitergeführt. | Als Grundlage der Editionsplanung wurde 1997 bis 2003 von Fritz Nagel in Basel das elektronisches Inventar der Bernoulli-Briefwechsel (BIBB) erstellt. Es enthält die Metadaten sämtlicher bekannten Bernoulli-Briefe, d. h. Angaben zu Autor, Adressat, Datum, Abfassungsort, Sprache, Art der Vorlage, physischem Zustand, weiteren Fassungen, Druckfassungen etc. Zu einigen Briefen findet sich eine kurze Inhaltsangabe. Zusätzlich sind die meisten in den Briefen erwähnten Personen mit ihren Lebensdaten angegeben. Dieses Inventar, das ursprünglich als Grundlage einer Auswahledition in gedruckten Bänden dienen sollte, war nun Grundlage der vorliegenden ‹Elektronischen Edition der Bernoulli-Briefwechsel›. Sie wurde ab 2007 von Fritz Nagel in Zusammenarbeit mit Sulamith Gehr sowie mit Mitarbeitern der Universitätsbibliothek unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds erarbeitet. Die Edition wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt und inzwischen am Bernoulli-Euler-Zentrum der Universität Basel, das administrativ der Universitätsbibliothek Basel angeschlossen ist, weitergeführt. |
Aktuelle Version vom 4. Februar 2017, 09:28 Uhr
Der grösste Teil der überlieferten Handschriften zu den Bernoulli-Briefwechseln ist im Besitz der Universitätsbibliothek Basel. Dieser Bestand setzt sich aus mehreren Teilen mit unterschiedlicher Provenienz zusammen. Der erste Teil der sogenannten Altbestände, d. h. von Beständen, die vom 18. Jahrhundert bis Anfang des 19. Jahrhunderts in die Bibliothek gelangten, umfasst vor allem den Nachlass von Jacob I Bernoulli, der allerdings nur wenige Briefe enthält, sowie die zum umfangreichen Briefwechsel von Johann I Bernoulli mit Leibniz gehörenden Handschriften (ca. 230 Briefe). Zu diesen Altbeständen gehört auch der umfangreiche Briefnachlass von Nicolaus I Bernoulli (ca. 532 Briefe). Im 20. Jahrhundert kamen mit dem Depositum des Privatarchivs der Familie Bernoulli einige weitere Briefe meist familiären Charakters in die Universitätsbibliothek (ca. 40 Briefe). Der umfangreichste Teil der heute in Basel befindlichen Handschriften der Bernoulli-Briefe wurde nach Recherchen und durch Vermittlung von Otto Spiess in den Jahren 1936 von der herzoglichen Bibliothek auf Schloss Friedenstein in Gotha und 1965 von der Akademie der Wissenschaften in Stockholm für die Universitätsbibliothek Basel angekauft. Die seither in Basel wiedervereinigten Teile der verstreuten Nachlässe der verschiedenen Mathematiker Bernoulli bilden zusammen mit weiteren Manuskripten zu Werken und dem fast lückenlosen Bestand der zeitgenössischen wissenschaftlichen Literatur eine einzigartige Grundlage für eine umfassende Edition der Bernoulli-Briefwechsel.
In Basel befinden sich vor allem die Handschriften der an die Bernoulli gesandten Briefe. Die Abfertigungen, also die physisch versandten Handschriften der Briefe der Bernoulli, finden sich hingegen in den Nachlässen der jeweiligen Adressaten. Umfangreichere Corpora besitzen zum Beispiel die ZB Zürich (Scheuchzer), die BPU Genève (Cramer, J.-Chr. Fatio, Mallet), die BCU Lausanne (de Crousaz), die BPU Neuchâtel (Bourguet), der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart (Bilfinger), die Niedersächsischen Landesbibliothek Hannover (Leibniz) oder oder das Archiv der Akademie der Wissenschaften von St. Petersburg (Euler). Auch diese Briefe sind in unserem Inventar so weit als möglich erfasst worden. In vielen Fällen sind Nachlässe mit Bernoulli-Handschriften jedoch untergegangen. Da insbesondere Johann I Bernoulli seine Briefentwürfe in einem sorgsam geführten Archiv gesammelt hat, verfügt die Universitätsbibliothek Basel auch von vielen verlorenen Abfertigungen Entwürfe, die in diesen Fällen der Edition zugrunde gelegt wurden.
Die Edition der Bernoulli-Briefwechsel blickt auf eine lange Geschichte zurück. Bereits Johann I Bernoulli war zu Lebzeiten von Briefpartnern gedrängt worden, ausgewählte Korrespondenzen zu edieren, insbesondere um Fragen der Priorität wissenschaftlicher Entdeckungen entscheiden zu können. Als einzige Korrespondenz veröffentlichte er 1745 sein Commercium epistolicum mit Leibniz in zwei Bänden. Der grösste Teil seines Briefnachlasses fiel nach seinem Tod 1748 an seinen Sohn Johann II Bernoulli. Dieser übernahm auch Teile des Nachlasses von Daniel Bernoulli. Nach Johann II Bernoullis Tod im Jahr 1790 erbte dessen Sohn Johann III (1744-1807) den Briefnachlass seines Vaters und damit auch den seines Grossvaters Johann I und seines Onkels Daniel Bernoulli. Als Johann III Bernoulli sich aus finanziellen Gründen ausser Stande sah, diesen Briefnachlass zu edieren, verkaufte er die Handschriften in einer ersten Tranche 1797 an die Akademie der Wissenschaften in Stockholm und in einer zweiten Tranche 1799 an die herzogliche Bibliothek in Gotha. Es ist das grosse Verdienst von Otto Spiess, beide Teile dieses umfangreichen Nachlasses in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts aufgefunden und dessen Ankäufe für die Universitätsbibliothek Basel vermittelt zu haben.
Ab 1935 bereitete Otto Spiess an der Vorbereitung einer Edition der gesammelten Werke und Briefwechsel der Mathematiker Bernoulli, wobei er der Edition der Briefe Priorität einräumte. Dementsprechend publizierte Spiess 1955 als ersten Band der Bernoulli-Edition einen Briefband. Die Nachfolger von Spiess verlagerten danach den Schwerpunkt auf die Edition der Werke, so dass bis heute der grösste Teil der Korrespondenzen noch unpubliziert ist.
Als Grundlage der Editionsplanung wurde 1997 bis 2003 von Fritz Nagel in Basel das elektronisches Inventar der Bernoulli-Briefwechsel (BIBB) erstellt. Es enthält die Metadaten sämtlicher bekannten Bernoulli-Briefe, d. h. Angaben zu Autor, Adressat, Datum, Abfassungsort, Sprache, Art der Vorlage, physischem Zustand, weiteren Fassungen, Druckfassungen etc. Zu einigen Briefen findet sich eine kurze Inhaltsangabe. Zusätzlich sind die meisten in den Briefen erwähnten Personen mit ihren Lebensdaten angegeben. Dieses Inventar, das ursprünglich als Grundlage einer Auswahledition in gedruckten Bänden dienen sollte, war nun Grundlage der vorliegenden ‹Elektronischen Edition der Bernoulli-Briefwechsel›. Sie wurde ab 2007 von Fritz Nagel in Zusammenarbeit mit Sulamith Gehr sowie mit Mitarbeitern der Universitätsbibliothek unterstützt vom Schweizerischen Nationalfonds erarbeitet. Die Edition wird vom Schweizerischen Nationalfonds unterstützt und inzwischen am Bernoulli-Euler-Zentrum der Universität Basel, das administrativ der Universitätsbibliothek Basel angeschlossen ist, weitergeführt.